Wiener Wohnen Podcast

#68: Der Plattenboss aus dem Plattenbau

Wiener Wohnen Season 1 Episode 68

Stefan Redelsteiner war vieles: Der Entdecker und Manager vom Nino aus Wien und Wanda, der Gründer vom Plattenlabel Problembärrecords und der erste Verleger von Stefanie Sargnagel. Für einige wenige gilt er als Vater des neuen Austropops. Heute ist er der Manager von Voodoo Jürgens und einigen Schauspielern wie z.B.: Christoph Krutzler. Mit gerade 42 Jahren ist seine Biografie "Der Porblembär - Die Abenteuer des Musikmanagers Stefan Redelsteiner am Rande von Wien, Wanda und Wahnsinn" im Falterverlag erschienen. Grund genug für Markus Egger Stefan Redelsteiner und seinen Biografen Gerhard Stöger in Floridsdorf im Heinz-Nittel-Hof zu treffen, wo Stefan die ersten 18 Jahre seines Lebens verbracht hat.

SPEAKER_01:

Geschichten, Erlebnisse und Skurriles. Das Leben im Gemeindebau.

UNKNOWN:

Der Wiener Wohnen Podcast.

SPEAKER_02:

Mit Markus Egger. Ich bin heute in Floridsdorf. Neben mir steht der Journalist Gerhard Stöger vom Falter. Hallo Gerhard. Hallo, grüß dich. Warum bist du heute hier? Weil mir Stephan Redelsteiner die Orte seiner Kindheit und Jugend zeigen wird. Und du als Musikexperte und Schriftsteller. Wer ist Stephan Redelsteiner, wer nicht kennt ihn? Stefan Redlsteiner ist der Vater des neuen Austro-Pop. Wer ihn allerdings so nennt, bekommt strafende Blicke. Tatsächlich ist er Labelgründer und Musikmanager und hat den Nino aus Wien entdeckt. Später dann Wander und arbeitet bis heute mit Bruder Jürgens zusammen. Und er war auch der erste Verleger von Stefanie Sagnagel. Es gibt eine großartige Podcast-Episode. Die erste Stefanie Sagnagel im Gemeindebau hat sie im Buch dicht. Aber das kann man nachhören, wenn man mag. Ja, und das sind Entscheidende ist, all das hat seine Wurzeln hier in diesem schönen Bezirk, den viele nicht so gut kennen. Ich zum Beispiel, darum werde ich jetzt herumgeführt. Hallo Stefan, vielen Dank fürs Zeitnehmen. Wir waren ja schon mal hier vor ein paar Jahren. Wie fühlt es sich wieder an, hier zu sein? Im Marco-Polo-Hof, ich glaube, du hast mir mal gesagt, im Volksmund wird der Marco-Polo-Hof genannt. Ich kenne ihn auch unter Heinz Nittelhof.

SPEAKER_00:

Ja, man sagt ja Marco-Polos-Siedlung. Also offiziell ist es der Heinz Nittelhof, aber ich glaube, ich weiß nicht, wie sehr Wie wir jung waren, hat jeder gesagt, Marco Polo-Siedlung. Weil es wurde so gegründet, also es wurde gebaut unter dem Namen Marco Polo-Siedlung und dann wurde Heinz Nittel, der Politiker, erschossen, ich glaube 1984, 1985, dann wurde es umbenannt. Also wenn wir wollen, können wir auch noch bis zur Schule vorgehen, da gehen wir eh am Heinz-Nittel-Hof-Denkmal vorbei. In der Volksschule haben wir in der Schulpause Lieder aufgenommen, die wir selber uns ausgedacht haben und ohne Instrumente halt nur gesungen und die Kassetten haben wir dann am Schulhof verkauft. an Leute, die aus dem Bau kommen. Und wie viel haben die gekostet, ein paar Schilling? Das weiß ich nicht mehr. Fünf Schilling, keine Ahnung. Ich habe keine Ahnung, wie die Inflation, also ich weiß gar nicht mehr, was der Schilling damals wert war. Und hast

SPEAKER_02:

du das dann gleich investiert wieder in Musik, in Vinyl oder Kassetten?

SPEAKER_00:

Nein, da noch nicht. In der Volksschule habe ich mir noch nicht wirklich selber viele Platten gekauft. Da habe ich mir eher zu Weihnachten oder Geburtstag gewünscht, die Platten.

SPEAKER_02:

Es gibt jetzt das Buch, das ihr, also der Gerhard hat es geschrieben und du hast es beauftragt. Stell Stefan hat mir sein Leben erzählt und ich habe sein Leben in Worte gefasst und sein Leben umfasst halt auch sein Wirken in der Wiener Musikszene. Ja, der Stefan ist so lieb und liest jetzt noch aus der Biografie der Problembär. Eine Frage habe ich noch, weil der Autor daneben steht, mit 42 Jahren eine Biografie zu schreiben ist eigentlich auch keck, oder? Theoretisch ja, praktisch ist es genau richtig, weil man all das, was man erlebt hat, noch so lebendig präsentiert. Wenn man wartet, bis das Lebensende schon nahe scheint, dann ist vielleicht doch sehr vieles verschüttet gegangen, beziehungsweise durch einen gewissen Blick verklärt. Deshalb spricht nichts dagegen, auch wenn es am ersten Blick ein bisschen seltsam wirkt, dass man mitten im Leben eine Biografie schreibt. Es ändert sich ja nichts mehr an den Dingen, an den Abenteuern, die der Stefan da erlebt hat, die er beschreibt. Ich glaube nur, dass er, wenn man 10, 15, 20 Jahre gewartet hätte, so manches vergessen hätte oder so weitere Leute wird, hätte, dass er gesagt hätte, ach, das ist doch gar nicht mehr wichtig, ich fände es aber schade, wenn das nicht erzählt und aufgeschrieben worden wäre. Und glaubst du jetzt, wird es noch einen Teil 2 geben? Stefan behauptet steif und fest nein, weil er wird jetzt in die geruhsame Phase seines Lebens sein, beziehungsweise ist schon eingetreten. Lassen wir uns überraschen. Stefan Redelsteiner liest jetzt aus seiner Biografie der Problembär live aus dem Gemeindebau der Plattenboss aus dem Plattenbau.

SPEAKER_00:

In Floridsdorf wohnten wir im Heinz-Nittel-Hof, den er So sollte der Bau ursprünglich heißen. Der Begriff Austropop galt lange Zeit geradezu als Schimpfwort. Irgendwann wurde die dazugehörige Musik von Wolfgang Ambross, Reinhard Fendrich und Stefanie Werger sogar aus dem großen öffentlich-rechtlichen Kommerzradio Ö3 verbannt. Wien entwickelte sich in den 90ern zu einer coolen Stadt, einem Ort, der in der internationalen Elektronikwelt mehr als nur ein Wörtchen mitzureden hatte. Einerseits gab es da die gefällige Lässigkeit von Gruder und Dorfmeister, andererseits die spröde Kunst von Mego und alles mögliche dazwischen. Niemand wollte abseits des Bierzells mit dem Begriff Austropop Ausdruckpop in Verbindung gebracht werden. Niemand orientierte sich daran. Und dann kommt aus dem tiefsten Wiener Underground der Nino aus Wien und wird zur ersten Stimme dessen, was spätestens mit dem Höhenflug von Wanda und Bilderbuch um 2015 neuer Ausdruckpop genannt werden sollte. Das Plattenlabel, das oft mit dieser Wiedergeburt assoziiert wurde, war Problem mehr, denn zumindest die Deutschsprachigkeit sollte unsere DNA ja entscheidend prägen. Wie das geschehen konnte, obwohl mir selbst der klassische Ausdruckpop völlig fremd war, es ist mir einfach passiert. Denn eigentlich hatte Popmusik für mich immer schon die große weite Welt verkörpert, während Ambrose und Co. für die Provinz standen. Das Liverpool der Beatles wirkte wie ein Märchenort, von dem ich dachte, dass ich ihn nie in echt sehen würde. Wie Hollywoodfilme, die dir ständig Los Angeles und New York zeigen. Vor Ort mag in Wirklichkeit eh alles fad und orsch sein. Aber ohne reale Erfahrung ist da diese Romantik nach fernen Plätzen. Popkultur, also Filme und Musik, aber auch Literatur, fütterten diese Romantik, seit ich als Kind die Beatles entdeckt hatte. Astropop hingegen funktionierte genau gegenteilig. Als bequeme österreichische Rückversicherung, dass eh alles leibend sei. Hauptsache an Schmäh. Furchtbar.

SPEAKER_02:

Wie war der First Contact zwischen euch zweien? Der liegt schon sehr lange zurück und war postalischer Natur. Mir wurde eine CD, also ein Musikdonträger zugeschickt. Stefan hatte ein Label neu gegründet, das eigentlich Wunderpair Records heißen sollte. Es war die Wunderpair Records. der PR-Compilation Nummer 1 und das Label musste dann aber einer der vielen schönen Geschichten seines Labels gleich einmal umbenannt werden. Das wurde dann eben zu Problem PR-Records und durch diese CD wurde ich darauf aufmerksam, es gibt einen Typen, der heißt Stefan Redelscheiner, sitzt irgendwo am Stadtrand und will jetzt umrühren oder will sich einklinken in das Geschehen der Wiener Subkultur. Fand ich spannend damals und bald darauf haben wir uns auch persönlich kennengelernt. Und das ist ihm ja auch ganz gut gelungen. Weißt du noch, wie wie das war. Hast du da alle Musikjournalisten im Land angeschrieben oder schon gezielt auch?

SPEAKER_00:

Nein, ich kannte ja nicht, ich glaube, ich kenne auch heute nicht alle, aber ich glaube, das waren mehr so Handverlesen, so maximal zehn, vielleicht auch nur fünf, die halt so, aber es klingt jetzt so blöd, weil der Gerhard neben mir steht, weil es klingt jetzt so wie Schleimerei, aber halt die, wo ich mir dachte, das sind die Wichtigen, das sind die, auf die es ankommt irgendwie. Also wahrscheinlich war ein Fluch dabei, Karl Fluch von Standard und Gerhard, solche Leute halt. Und

SPEAKER_02:

FM4 natürlich, FM4. Wie war das für dich? Der erste Kontakt zur Musik hier im Gemeindebau, ich glaube, war durch

SPEAKER_00:

deinen Papa, oder? Ja, ich meine, beide Eltern haben sich für Popmusik, wenn man es so nennen will, interessiert. Also es war nichts Ungewöhnliches, einfach, dass es CDs in den 80ern eher auch sogar noch Schallplatten zu Hause gab, von den üblichen Verdächtigen halt, den Beatles, den Stones, Led Zeppelin. Meine Mutter hat eigentlich den Musikgeschmack, der mir näher ist als der, der von meinem Vater gekommen ist. Im Buch kommt halt mein Vater mehr vor, weil halt für ihn, er war halt so ein Led Zeppelin Wahnsinniger, er war halt total besessen von der Band. Das gibt halt quasi ein bisschen so ein Thema fürs Buch her, weil das dann irgendwie vielleicht so in meine Besessenheit für die Beatles vielleicht so eine Analogie herstellt, aber so rein vom Musikgeschmack bin ich dem Geschmack meiner Mutter fast näher. Meine Mutter hört so Ben Morrison, Joe and I'm a Trading, das sind alles Sachen, die ich selber privat auch höre, die mir jetzt nicht peinlich sind

SPEAKER_02:

oder so. Was ist deine eher erste Assoziation an den

SPEAKER_00:

Gemeindebau hier? Ich habe eigentlich keine großen Emotionen, ehrlich gesagt, an fast gar nichts, was mit irgendwelchen Orten zu tun hat, außer schöne Urlaubsorte oder so. Ich bin so, was Wien betrifft, extrem unromantisch eigentlich. Also ich wohne halt da. Also ich wohne jetzt nicht hier, aber ich wohne in Wien. Also ich finde, das ist hier eigentlich eine schöne Gegend. Also egal, was Leute sagen, vor allem die, die noch nie hier waren, aber das ist eigentlich, gerade im Sommer, ich meine, jetzt ist es ein bisschen regnerisch, aber stellst dir halt mit Sonnenschein vor, zum Aufwachsen eine wunderschöne, also wir werden gleich mehr davon sehen. Eigentlich eine wunderschöne Gegend zum Aufwachsen, Swimmingpool am Dach.

SPEAKER_02:

Ja, wollte ich gerade sagen. Also oben so wie bei Erla, so auf dem man kann. Es gibt glaube ich sogar zwei oder drei Swimmingpool. Auf jedem Hause ist einer. Total interessanter Mix, dass man einerseits diese riesigen Bauten hat und andererseits dieses, ja ich bin schlecht im Schätzen, aber alten kleinen Häuschen, die da nebeneinander stehen. Und war das dann mit der Musik auch so ein bisschen so ein Ventil für dich? Also in die große Weite Welt zu hören.

SPEAKER_00:

In die große weite Welt nach Margareten bin ich dann aufgebrochen mit der Musik. Aber es stimmt schon, die Musik, ich habe bewusst kaum oder gar keine deutschsprachige oder österreichischsprachige Musik gehört, eben weil das ja alles so nett ist, aber halt so provinziell.

SPEAKER_02:

Wir haben vorher schon ein bisschen geredet, du hast Musik aufgenommen in der Schule, hast dann auch Bandeln verkauft an Schulkollegen, aber bei manchen hört das dann ja auch auf, dass die sagen, okay, jetzt weiß ich nicht, spiele ich lieber den Wie ist die Liebe zur Musik geblieben und wann war der Moment da, wo man sagt, okay, ich weiß, dass ich damit eigentlich mehr machen will oder es probieren

SPEAKER_00:

will? Naja, gleich, als ich zum ersten Mal die Beatles gehört habe, bewusst gehört habe, das muss 1991 gewesen sein, da war dann dieses, wo ich auf einmal so ein richtiger fanatischer Musikfan wurde, ist da gestartet und das war jetzt nicht von meinen Eltern beeinflusst. Wir hatten zwei, drei, was ist die so, Bass, auf Beatles, aber sie waren jetzt keine richtigen Beatles-Fans oder Experten. Das habe ich mir schon selber, das ist mein eigenes Projekt, ohne den Einfluss der Eltern. Ich habe nur gemeint, dass meine Eltern halt so eine typische Prop-Rock-Plattensammlung hatten, die die meisten Leute hatten. Es ist alles sehr un-außergewöhnlich, würde ich sagen. Das war jetzt genau mein Hügel, das war einer von den beiden Hügeln, wo ich gerodelt bin. Das war mein Hort, da war ich nach der Schule immer... Und weißt du noch, welches das erste Beatles-Lied war, das du gehört hast? Und wo das war? Aber dann das erste Mal, wo ich ein Fan wurde, Beatles gehört, das war gleich Twist and Shout auf einer Best-of-Platte, die ich 1991 am Rennbahnweg dann aber in der Wohnung von meinem Vater gehört habe, weil die Platte hat mit Twist and Shout angefangen. Das war dann sozusagen das erste bewusste

SPEAKER_02:

Beatles-Lied. Was mich aber auch noch sehr interessiert ist, hast du hier schon, hat es da schon Bands gegeben oder so Schulkonzerte, wo du warst?

SPEAKER_00:

Wo man gesagt hat, von Bands? Nein, ich habe in meinem Leben noch nie ein Konzert von irgendwas gesehen, also Da gibt es einfach keine Möglichkeiten, dass man Rockmusik spielt, soweit ich weiß.

SPEAKER_02:

Nicht in irgendeinem

SPEAKER_00:

Schulhof oder irgendeinem März-Hekal oder was? Was mich so fasziniert

SPEAKER_02:

ist am Stefan, dass er einen Riecher für gute Musik hat. Und was würdest du sagen, Gerhard, du kennst den Stefan schon länger, woher hat er das und glaubst du, oder traut er sich mehr als andere? Ja, das ist total schwer zu beschreiben, weil das Gespür rational zu erklären, das ist mal das, was man nicht, also man kann es eben nicht erklären. Das andere ist, ja, er traut sich mehr, also dass er halt eben einen 19-, 20-jährigen Bub, der im Keller sitzt und mehr oder weniger Gedichte vertont, dass er in dem glaubt, einen deutschsprachigen Bob Dylan zu erkennen. Und ihn auch erkennt. Ja, also er hat ihn ja erkannt, aber er glaubte halt auch für den Rest der Welt da, was er kann zu haben. Und der Rest der Welt braucht halt ein bisschen, um das ihm dann abzunehmen. Aber es wurde dann tatsächlich, also es war auch damals schon der Nino aus Wien, aber es wurde der Nino aus Wien, den mittlerweile zumindest ganz Wien kennt oder ganz Österreich kennt, gewisse Kreise kennen. Und das war nicht nur einmal der Fall. Allerdings, Stefan betont ja immer wieder, für jeden Erfolg stehen, weiß ich wie viele, fünf bis zehn Misserfolge, halt Irrtümer Sachen, die er genauso, wo er dachte, das ist gut, er hat ja nicht Platten rausgebracht, weil er sich gedacht hat, das ist ja Dreck, aber ich weiß ja nicht, machen wir halt eine Platte, die nächste Katalognummer muss gefüllt werden, sondern weil er es gut fand. Also gerade in den frühen Jahren, das ist ja so schön, dass sich das dann langfristig ausging, in den frühen Jahren hat er das Label nicht gemacht, um Geld damit zu verdienen, sondern es war halt eine große Leidenschaft. Hobbywerker wäre das falsche Wort, es war so der Lebensinhalt, nur ein Lebensinhalt, den er sich durch Jobs im Callcenter finanziert hat und dass aber dann mittel- bis langfristig etwas daraus wurde, was die österreichische, die ganze österreichische Musikszene geprägt hat und eine Wirkung hatte, das ist halt toll. Kannst du vielleicht mal beschreiben den ersten Kontakt

SPEAKER_00:

zum Ninos Wien? der 80-Jährige beim Bügeln oder so und das zeigt wieder, man sollte jedes Interview, was sich bietet, in Wahrheit eigentlich wahrnehmen, man weiß nie, was daraus entsteht und dann habe ich aber das nicht so ernst genommen, dass er mich angeschrieben hat, weil ich mir gedacht habe, eben, wer schaut sich das an, das kann kein cooler Typ sein und dann das andere Interview zur Labelgründung habe ich dann für FM4 gegeben, zwar schon ein bisschen cooler als Puls, aber es wurde um zwei in der Früh ausgestrahlt, weil Soundpark war damals nur in der Nacht und Und dann schreibt wieder er als Einziger mich an, hey, ich habe das gesehen, das war ziemlich cool. Und dann habe ich gecheckt, dass der auch Musik macht, auch weil ein gemeinsamer Bekannter, das hat Rallala gesagt, auch ein Musiker gesagt, hey, der macht Musik, der dich da dauernd anschreibt, hör mal rein. Dann habe ich reingehört und dann war es halt mega. Aber das war irgendwie total schräg. Das war immer noch so. Nino aus Wien schaut immer noch die verrücktesten Sachen, sich die verrücktesten Uhrzeiten an. Also er hat sich in der Hinsicht nicht, dass er jetzt sagt, ich habe jetzt so viel zu tun, ich bin jetzt ein Popstar, ich kann nicht mehr um drei in der Früh Spatensender anschauen. macht das immer

SPEAKER_02:

noch. Oder er rennt durch die Stadt und schaut sich Uhrenauslagen an, was er für eine neue

SPEAKER_00:

Uhr haben kann. Er macht, was er will, ja. Das ist wahrscheinlich seine große Stärke eigentlich, dass er macht, was er will.

SPEAKER_02:

Das sollten mehr von uns machen. Und du hast mal gesagt, einen Popstar finden ist Zufall, zwei, ja, bei drei kann es kein Zufall mehr sein und die Steffi Sargnagel noch dazu, wären es vier, also ich rede jetzt von Nino aus Wien, Wander, Wudo Jürgens ist der Stefan heute noch Manager und Die Steffi Sagnagl war auch der erste Verleger. Also das heißt, diese Riecher, die wir vorher schon angesprochen haben, den hat er ja. Aber diese notwendige Portion Durchsetzungsvermögen und PR, wie du beschrieben hast, wie er am Anfang dir Sachen geschickt hat und allen anderen. Glaubst du, wie viel macht das aus, den Erfolg?

UNKNOWN:

Ja.

SPEAKER_02:

Wahrscheinlich auch schwer zu messen. Nein, die Sachen sind untrennbar miteinander verknüpft. Also jetzt hatte ich ja ein paar Minuten Zeit, darüber nachzudenken. Ich glaube, was den Stefan schon immer ausgezeichnet hat und bis heute ausgezeichnet ist, dass er im Unterschied zu vielen anderen, die im Musikgeschäft tätig sind, nie nach Kalkül vorgegangen ist. Also er hat nicht nach Musik gesucht oder nach Projekten gesucht, von denen er glaubt, dass sie funktionieren, abgeleitet davon, wie hundert andere Dinge klingen, die funktionieren. Also das ist ja ein Irrtum, der gern passiert speziell im österreichischen Mainstream-Pop, man glaubt, österreichischen Mainstream-Pop zu machen, indem man etwas schlechter macht, was so klingt wie internationale Musik, nur halt eben schlechter, ohne Charakter, ohne Identität, ohne eigene Idee und so weiter. Stefan fühlte sich offenbar eher angezogen, angesprochen, überzeugt von Dingen, die nicht unbedingt sperrig und spröde, aber jedenfalls eigens sind. Oder so noch nicht da waren. Oder so noch nicht da waren, ja. Damit hat er sich identifiziert. Und diese Identifikation hat bei ihm dazu geführt, dass er gewisse Kräfte mobilisiert und diese Kräfte haben dazu geführt, dass er Überzeugungskraft entwickelt hat, mit der er eben an Menschen wie mich herangetreten ist, aber auch an viele andere. Weil, das habe ich über die Jahre, über all die Jahre erlebt, er ist ruhiger geworden im Alter, er ist ja auch schon über 40, aber er hat einfach immer gebrannt, nicht nur gebrannt, Brand für sein Leben, sondern tatsächlich, also ich habe den Stefan kennengelernt, nicht als der Typ, der den Nino aus Wien veröffentlicht und ihn quasi professionell jetzt bewerben soll, sondern gleichzeitig als größten Fan vom Nino aus Wien. Der auch bei einer Nummer Gitarre gespielt hat auf dem

SPEAKER_00:

Album. Bei mir schon. Bei mir, entschuldige. Ich glaube es waren drei oder vier Nummern, also die meisten E-Gitarren auf dem Album sind von mir und auch so bestimmte andere Dinge im Album sind von mir. Der Ocelot Show, oder? Also Down in Albarn. Also Down in

SPEAKER_02:

Albarn. Das Album, mit dem er dann bekannt geworden

SPEAKER_00:

ist. Also es war so ein stetiger, ich will nicht sagen, Down in Albarn war dann so das meiste, alles geeinert hat. Es war auf Ocelot Show auch schon ganz erfolgreich.

SPEAKER_02:

Stefan ist doch jemand zurückhaltend. Ich als Biograf darf das sagen. Stefan haben wir zu verdanken, dass wir das Lied Du Arsch, wie soll ich sagen, geschenkt bekommen haben. Nicht nur wer weiß, sondern ziemlich sicher hätte es Du Arsch gar nicht gegeben, weil da Geschichte drinsteckt, den Stefan zum Turnen hat. Vor allem aber wäre es nicht aufgenommen worden ohne die Überregungskünste von Stefan. Was ich noch ergänzen muss, er war zwar immer Ninos größter Fan in der Frühphase, es beschränkt sich beim Stefan aber nie auf reine Schwärmerei, wenn er dir Musik anpreist, von der er wirklich überzeugt ist. Er hat ein so fundiertes Musikwissen. Er ist mit dem Herzen dabei, aber analytisch auch. Und diese Kombination macht es

SPEAKER_00:

aus.

SPEAKER_02:

Wir können weiterschauen zu meiner Volksschule. Ja, kann man. Kann Was mich noch sehr interessiert, die Hörer wahrscheinlich auch, dieses Buch hat ja wie viele Seiten? Wie heißt es überhaupt? Buch heißt Der Problemberg. Die Abenteuer des Musikmanagers Stefan Redlsteiner am Rande von Wien, Wander und Wahnsinn. 308 Seiten. Am Rande von Wien sind wir jetzt, vor Ort am Rande von Wien. Hättest du dir das mal gedacht, als du die Kassetten vercheckt hast, dass ein berühmter Musikjournalist Nein,

SPEAKER_00:

natürlich nicht. Als Kind, als 10-11-2-Fähriger wollte ich natürlich in meinen Tag träumen wie alle. Ich denke, wie wir alle ein Rockstar selber werden. Und da ist dann nichts zu groß. Also da träumt man von sich als dem allergrößten Rockstar. Also größer als Elvis Presley, so auf die Art. Aber das ist ja unrealistisch. Das sind ja Tagträume. Musikmanager bin ich ja dann schon. Also ich habe auch nie als 16-, 17-, 18-Jähriger den Wunsch gehabt, Musikmanager zu werden, wo man noch in dieser Träumerphase ist. Sondern das hat sich dann einfach durch Verstrickung von Zukunft Zufällen, so wie ich so, was weiß ich, 23, 24, 25 war, ergeben. Und zu dem Zeitpunkt war ich dann eher schon so ein Underground-Indie. das Wort darf ich jetzt nicht sagen. Szenefuchs. Ja, das ist das nettere Wort, als das, was ich sagen wollte. Ein Indie-Underground-Pate. Und da ist dann nicht mehr dieses Ziel da, ich will jetzt der kommerziell erfolgreichste Musikmanager aller Zeiten werden, sondern da ist man eher so, man will cool sein in erster Linie, glaube

SPEAKER_02:

ich. Und das ist ja dann auch aus der Indie-Ecke rausgegangen, ein bisschen in die kommerziellere Schiene

SPEAKER_00:

später. Ja, auf jeden Fall. Es ist dann auf jeden Fall größer geworden. Ich habe ja das Label gemeinsam mit einem zweiten gegründet. Und der wollte das wirklich 100% fix, als das ist Underground, das muss Underground bleiben. Wir suchen gar nichts, was irgendwie in die Charts kommen kann. Und das ist dann eigentlich aber passiert. Also es ist dann ein bisschen größer geworden, als ich und viele geglaubt

SPEAKER_02:

hätten. Und du hast ja dein Label dann auch abgegeben, weil du was anderes gemacht hast. Nämlich was? Ja, blöd in die Luft schauen. Ich glaube, ich muss zum Biografen gehen. Ja, es ist eine Band namens Wander in Stefans Leben getreten und die hat dann so viel Aufmerksamkeit beansprucht, dass er für Probleme keine Zeit mehr hatte. Ja, das war es genau. Die Kurzfassung, die Langfassung ist auch im Buch nachzulesen. Und das waren ja dann auch wilde Jahre, wo du das auch in Deutschland unterwegs warst, in großen Stadien viel erlebt hast. Wie schaust du da jetzt zurück auf diese Wanderjahre? Ich glaube, drei Jahre waren

SPEAKER_00:

es, die

SPEAKER_02:

wahrscheinlich intensiver jetzt noch nachzulesen und vielleicht für dich in den Gedanken zu spüren

SPEAKER_00:

sind. Ja, es waren auf jeden Fall die intensivsten Jahre, die ich hatte. Und es waren wirklich ziemlich genau drei Jahre, kann man sagen. Herbst 2013 bis Herbst 2016. Ja, es war... Steht das im Buch oder habe ich das nur in Interviews gesagt? Auf jeden Fall habe ich irgendwo gesagt, es waren gleichzeitig die längsten als auch die kürzesten Jahre meines Lebens, weil manche Wochen haben sich wie Jahre angefühlt, weil so viel passiert ist und manche Jahre haben sich aber so extrem kurz, weil auch da, weil so viel Schlag auf Schlag gegangen ist. Also man ist in so einem komischen Raumzeit-Kontinuum, wie Doc Brown sagen würde. Doc Brown von Zurück in die Zukunft. Es ist alles urlang oder urkurz gleichzeitig. Und

SPEAKER_02:

war das auch so eine Art Trip, weil es wahrscheinlich so schnell auch war? Wie würdest du das jetzt einordnen? Ich meine, mal ganz genau im Buch natürlich nachlesen,

SPEAKER_00:

aber...

SPEAKER_02:

Ja, es war ein Trip.

SPEAKER_00:

Es war auf jeden Fall ein Trip. Im Guten und im

SPEAKER_02:

Schlechten. Was hast du aus dieser Zeit jetzt für dich mitnehmen können?

SPEAKER_00:

Also es hat mich auf jeden Fall... Ich hoffe, es hat mich ein bisschen klüger gemacht, ein bisschen ruhiger gemacht, ein bisschen weiser gemacht. Auch, dass ich mich jetzt nicht mehr so sehr in die Zeit genommen habe, ein bisschen härter gemacht, was in meinem Geschäft eigentlich sehr wichtig ist. Aber man muss auch hart sein können und das habe ich alles gelernt eigentlich, würde ich sagen. Also eigentlich habe ich viel gelernt. Eigentlich war es gut, dass das

SPEAKER_02:

alles passiert ist. Und du hast ja dann auch neben Wander auch andere Genres ausprobiert. Das ist mein Lieblingskapitel eigentlich im Buch. Wo bist du dann hingewandert

SPEAKER_00:

mit einem Künstler? Ja, das ist auch mein Lieblingskapitel im Buch Schlager. Also ich war dann einfach nach Wandorf, stellt man sich halt die Frage, da ist dann eben nicht mehr das Thema, will ich aus dem anderen Ort ausbrechen oder nicht, man ist de facto einfach am anderen Ende angelangt und dann ist die Frage, wo jetzt noch hin irgendwie und dann ist eigentlich für mich, als scheinbar bin ich der Einzige, der auf diese Antwort gekommen ist, aber die logische Antwort war einfach irgendwie Schlager, Schlager ist das Einzige, wo ich jetzt noch, weil was soll ich denn jetzt nochmal machen, soll ich jetzt nochmal eine Garagenband in einem Keller aufstöbern und dann alles nochmal abspulen, das wäre total langweilig eigentlich Aber gleichzeitig wollte ich das Glamour, ich wollte halt irgendwie auch so ein bisschen noch dran zehren an diesem großen Showbusiness. Und das gibt es dann halt nur im Schlager eigentlich, in Österreich. Wie

SPEAKER_02:

sagt man da als Biograf, das ist ja eigentlich ein Bruch zu all dem, was er vorher gemacht hat, oder? Kann man so sagen, man kann aber genauso gut sagen, es ist eine im redelsteinischen Sinne konsequente und logische Entwicklung. Hast du damit gerechnet damals? Nein. Also ich war, wie vermutlich, Ich habe mich eh alle erst einmal belustigt und irritiert und habe aber glaube ich damals weniger als die anderen die Frage gestellt, soll das eine große Verarschung sein, sondern ich habe schon gewusst, er meint das ernst. Ich habe mich eher gefragt, kann sich das ausgehen? Der Stefan hatte tatsächlich die Mechanismen der Schlagerbranche oder vor allem auch die Wünsche, Bedürfnisse, Ansprüche des Publikums ein Stück weit unterschätzt, darum ging es sich im Endeffekt nicht aus. Aber es hat auf alle Fälle für tolle Geschichten, für später einmal, die man am Kamin vorher erzählen kann und aber auch für jetzt schon, die im Buch erzählt wurden, gesorgt. Also die Rückmeldung ist immer am meisten überrascht und am lustigsten war das Schlagerkapitel. Jetzt um auf das Buch natürlich zurückzukommen, der Problem, Per, hat über 300 Zeiten, habt ihr gesagt, wie ist das entstanden? Ich glaube, ihr habt euch beim Stefan in der Wohnung getroffen, über längere Zeit. Genau, also wir Wir hatten einen wöchentlichen Termin, da hatten wir so eine Art Therapiesitzung in anderer Form. Zwischen uns stand ein Aufnahmegerät, von mir kamen, anders als bei einer Therapie, tatsächlich Fragen, Fragen, Fragen und nicht nur, wie geht es Ihnen denn heute und dann schaut man, was kommt, sondern ich habe gezielt sein ganzes Leben hindurch relativ klar strukturiert gefragt, mich aber von seinen Erzählungen dann immer leiten lassen und Und Stefan ist eh ein guter Erzähler. Wenn einem was interessiert, wenn einem was taugt, dann redet er mal eine Zeit lang. Ich habe begleitend Notizen gemacht und nachgefragt. Das ist ganz normales journalistisches Arbeiten, nur dass das Ziel halt nicht war, ein kompakter Artikel, sondern ein umfangreiches Buch. Das heißt, ich hatte sehr, sehr, sehr viel mehr Fragen als normal. Die Interviews oder die Gespräche haben sehr viel länger gedauert und wir haben uns halt, wir haben einen Zeitraum von zwei Monaten hat im Endeffekt immer wieder getroffen, bis ein Riesenberg Material da war und das war dann der Ausgangspunkt für die Arbeit. Für den Stefan war die Arbeit nicht ganz erledigt, aber fast erledigt. Er hat alles preisgegeben oder erzählt, was zu erzählen war und ich habe dann richtig angefangen. Du hast gesagt, wenn er über was reden will, dann macht er das, aber er wollte ja, glaube ich, nicht über alles reden. Er wollte über die privaten Sachen, glaube ich, am Anfang oder über Jugend so wie heute nicht so gerne reden. Oder wie siehst du das? einen Deal. Zu Beginn des ganzen Projekts habe ich gesagt, Stefan, du musst mir offen und ehrlich antworten und du musst mir vertrauen. Im Endeffekt hast eh du das letzte Wort, was im Buch vorkommt und was nicht, aber lass uns mal machen und lass mich machen. Das hat er gemacht und es war dann nach mehreren Stunden Gespräche über Kindheit und Jugend so, dass er gesagt hat, das war jetzt zwar vielleicht interessant, aber kein Wort davon soll ins Buch. Das war der Ausgangspunkt, der ursprüngliche. Und im Endeffekt ist aber praktisch jedes Wort im Buch, weil dank seines Vertrauens er hat dann das Verschriftlichte gelesen und erst der Kommentar dazu war kurz und bündig, liest sich halt erstaunlich gut. Und das war für mich halt so ein großer beruhigender Moment, weil ich gewusst habe, jetzt kann nicht mehr viel schief gehen, weil beim Rest ist eh klar, diese ganzen Sachen, die Abenteuer in der Musikwelt, ja, dass ich die gut lese wenn sie gut erzählt sind und wenn sie halbwegs vernünftig aufgeschrieben sind, ist eh klar. Aber halt diese Vorgeschichte finde ich aber so wichtig, um den Stephan als Mensch zu verstehen. Die Prägung, vielleicht auch die Verletzungen, die man in jungen Jahren erfahren hat. Und das macht alles sehr viel greifbarer und das macht die Geschichte, finde ich, noch einmal besonderer, dass er eben mit dem Hintergrund dann dort landet, dass er als Manager der größten Rockband, die das Land je gesehen hat, in der ausverkauften Stadthalle steht und er der Vater dieses Erfolgsverkaufs in der Stadthalle, weil das halt auch so eine Idee von ihm war, dass er sagt, okay, wir machen die Stadthalle voll. Was eine verrückte Idee war im Rückblick. Also im Rückblick war es genau die richtige Idee, aber es hat halt damals verrückt geklungen wie soll diese Wente, gerade am Sprung ist zum Mainstream Erfolg, also Wander, die Stadthalle füllen. Das hat geklappt, wie wir wissen. Und du hast dir, glaube ich, vorher, man kann es genau im Buch nachlesen, war das ein Jahr vorher gebucht oder neun Monate? Das

SPEAKER_00:

sind so Dinge, die weiß ich gar nicht so genau. Das sind auch eher so Schätzungen im Buch. Also würde ich mich gar nicht so darauf festlegen. Aber prinzipiell ist es schon so, so shows buchst du einfach sehr, sehr weit voraus. Nicht nur, weil du das so willst, sondern weil auch diese Halle halt, die ist schnell ausgebucht. Also Das ist halt wie ein Öltanker. Das dauert halt ewig, bis man da eine Richtungseindrung vornimmt. Minimum Ich würde sagen, ein Jahr vorher. Also ich würde sagen, im Frühling 2015 habe ich den Wolfgang Fischer, damals Stadthallenchef, zum ersten Mal getroffen.

SPEAKER_02:

Aber hast du jemals im Hinterkopf gehabt, jetzt bei Nino aus Wien oder bei Wanda oder auch bei Wudo Jürgens, wo du jetzt noch der Manager bist, das geht sich nicht aus, das geht jetzt nicht so auf, wie ich das gern hätte?

SPEAKER_00:

Naja, die Pläne, also logischerweise, die Pläne, die ich jetzt selber mache, da gehe ich natürlich davon aus, dass das aufgehen kann.

SPEAKER_02:

Ja, ja, ja. Aber am Anfang, man ist ja dann in einem Prozess, das ist ja jetzt nicht so von heute auf morgen, sondern wenn man sieht, okay, ja, da wird es jetzt was. Oder wenn man sieht, die sind in Deutschland auf Tour und da kommen 100.000 Leute zu den Konzerten, dann ist ja wahrscheinlich eh schon klar, dass das was wird. Aber hat es so Momente auch gegeben, wo du sagst, boah, das hätte auch ganz anders gehen können?

SPEAKER_00:

Es kann immer ganz anders gehen. Also ich bin mir nie 100% sicher, dass was geht, aber wenn man das Gefühl hat, also es ist ja ganz logisch, oder? Wenn man das Gefühl hat, das könnte sich ausgehen, dann probiert man es halt. Man hat ja nicht so viel zu verlieren. Ja, aber bei der Stadtteile

SPEAKER_02:

wahrscheinlich, wenn man sagt, okay, man hat jetzt nicht, weiß ich nicht, wie viel tausende Euros da bei der Seite, gehen

SPEAKER_00:

vielleicht andere hin und sagen, na, boah, das ist mir zu haus. Ja, also das Schlimmste, was passieren kann, ist halt, dass halt 7.000 statt 15.000, also 7.000 braucht man, dass man auf Null kommt und da war ich mir ziemlich, also da, wo ich das ausgemacht habe, da haben wir ja schon einen Gasometer vollgemacht gehabt mit 4.000 und wir haben gemerkt, es gibt noch mehr Nachfrage Also 4.000 reichen eigentlich nicht. Es gibt dann erstens nur eine Halle nach Gasometer, wo man dann mehr als 4.000 hat, Stadthalle. Und zweitens, dann war mir klar, dass wir diese 7.000 oder lass es 6.000 sein, um auf Null zu kommen, hinbekommen. Dann ist die größte Niederlage, die man haben kann, dass halt nur 7.000 kommen und alle sagen, haha, ihr habt das nicht geschafft. Aber wenn man so eitel ist, dass man das nicht aushält. Also man muss generell, glaube ich, in dem Geschäft oder als Unternehmer, man muss in der Lage sein, Niederlagen auch einstecken zu können, ohne jetzt total durchzudrehen oder so. Es gibt ja auch viele Niederlagen, über die Rede zu halten.

SPEAKER_02:

Problem PR gibt es schon noch, aber du hast auch, glaube ich, deine Website heißt jetzt auch nicht mehr Redelsteiner, sondern, glaube ich, Parsifal Agency. Da sieht man, welche Künstler du jetzt buchst, eben Schauspieler und Sänger, Schauspielerinnen. Du machst jetzt ein bisschen was anderes, aber eigentlich doch nicht.

SPEAKER_00:

Ich mache immer noch dasselbe wie bei Problem bei Records, nur bei Lotta Label. Also es ist im Prinzip genau, ich mache Lotta Label mit dem Havoc Summit nicht gemeinsam. Ich mache das genau gleich, wie ich Probleme gemacht habe. Es heißt einfach nur anders und es sind andere Künstler oben. Es ist im Prinzip genau dasselbe. Aber das, was ich wirklich so als Manager, wo ich mich selber ein bisschen verwirklichen will, weil Labelarbeit ist einfach nur nervig. Es macht mir keinen Spaß, ein Plattenlabel zu leiten. Man braucht ein Plattenlabel, damit man einen Platten rausbringen kann. Das ist nervige Arbeit. Aber das, wo ich mich wirklich so als Unternehmer, als Manager selbst verwirklichen will, das ist halt diese Passive Agency. Da geht es mehr ums Schauspieler. Da bin ich auch gern von Schauspielern. So wie mit dem Schlager halt. In der Schlagerzeit war das halt das, was mich am meisten interessiert hat, weil das andere schon so Routine geworden ist. Und jetzt mit Schauspieler arbeiten ist für mich interessanter als diese ganze Plattenlabel-Blödsinn.

SPEAKER_02:

Hat dich das auch gewundert, dass es dann so zur Schauspieler gekommen ist? Also Menschen von Schauspielern oder ist da eh nicht so viel Unterschied zu Musikern? Nachdem ich nichts mit der Welt der SchauspielerInnen zu tun habe, kann ich das nicht beantworten. Aber es war für den Stefan insofern schlüssig, als dass es bei ihm immer so eine Weiterentwicklung gab und es war relativ klar, dass Wanda so einen Zenit erreicht hatte. Es ist ja nicht so, dass Voodoo danach gekommen wäre, sondern das hat er sich parallel dazu angefangen. Das ist ja schlüssig, dass die weiterarbeiten. Aber er hat dann eben sein Glück im Schlager probiert oder gesucht. Und dann, und das wird eben im Buch erklärt, wie es dazu kam, es war dann auch wieder so ein Nachtleben-Zufall oder ein so spielt das Leben Zufall, dass er zum Schauspielagenten überhaupt wurde. Und das hat dann offenbar funktioniert. Es hat dich mitten in der Nacht wieder angerufen. Ja,

SPEAKER_00:

also zu dem Zeitpunkt hat das auch schon angefangen, dass Caster, meistens sind es Casterinnen, es gibt ja kaum männliche Caster, Casterinnen, den Wudo Jürgens, erst für kleinere und dann immer größere Rollen, wo ich, ohne mich selber Schauspielergänzter nennen, als Wudos Manager schon Rollen ausgemacht habe und dann ruft mich auf einmal mitten in der Nacht Christoph Grutzler, der halt wirklich ein reiner Schauspieler und nicht aus dem Musikbereich kommend ist, ruft mich so um drei in der Früh an, betrunken, aus dem Café für Romeo, was so mein Stammbeißel im 5. Bezirk ist, wo ich jetzt wohne, und sagt so, Redelsteiner, du bist jetzt mein Manager, keine Widerrede, und legt auf. Und am nächsten Tag habe ich gesehen, der hat wirklich angerufen, weil ich erst gedacht habe, ich habe nur geträumt. Und rufe ihn zurück und er sagt, nein, das will ich immer noch, das passt so. Und dann hat er mir halt erklärt, da hatte ich so einen Crash. Was gut war, gerade hat das mit Voodoo angefangen, das war wieder so eine glückliche Fügung, dass ich da von ihm dann gelernt habe, weil er wollte, dass ich sein Manager werde. Da habe ich gesagt, ja, dann musst du mir beibringen, wie man Schauspielagent ist. Und das hat dann sozusagen für den Voodoo ja auch gut funktioniert, weil dann wusste ich, okay, so halten man Gagen aus, so viel Prozent verlangt man, das sind die Nebenrechte, auf das muss man im Vertrag aufpassen. Also es war immer schön, es hat sich immer ein Zufall zum nächsten, deswegen das Buch oder auch mein Leben sehe ich auch ein bisschen so wie Forrest Gump, es ist auch ein bisschen so, er fängt ja auch an als Tischtennisspieler und rechnet nicht damit, dass er dann Schrimps-Unternehmer wird, aber dann lernt er wen kennen und er erzählt ihm dann von Schrimps und so, Schrimps-Burger, Schrimps-Kebab, Schrimps-Schnitzel, also er erzählt ihm das alles immer. Und bei mir ist es halt auch so irgendwie. Und wie bei Forrest Gump, in meinem Buch treffe ich auch den Bundespräsidenten. Forrest Gump trifft ja auch dauernd die Präsidenten. Und du Van der Bellen. Ja, genau. Es passiert immer dasselbe wie bei Forrest Gump

SPEAKER_02:

eigentlich bei mir. Dann sage ich vielen lieben Dank fürs Gespräch heute und lauf, Stefan, lauf. Wo geht's jetzt hin? Danke. Nach Hause. Gerhard, vielen Dank. Wo geht's bei dir hin? Nach Otterkring. Weiter, weiter

SPEAKER_01:

Weg. Geschichten erleben Das Leben im Gemeindebau Der Wiener Wohnen Podcast mit Markus Egger